Rezension von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
(23. Oktober 2021)
Das Internationale Opernstudio Köln begrüßte am 21.10.2021 seine Hauptsponsoren, die Mitglieder der Kölner Opernfreunde, in der Kulisse der „Götterdämmerung für Kinder“. Intendantin Dr. Birgit Meyer zeigte sich erleichtert, dass nach eineinhalb Jahren Zwangspause mit reduzierter Besucherzahl und Streams jetzt wieder Normalität eingekehrt ist. Das Programm bestand aus virtuosen und bekannten Arien und Ensembles unter anderem aus Opern von Mozart, Verdi und Puccini. Es wurde mit Begeisterung aufgenommen.
Im Internationalen Opernstudio werden junge voll ausgebildete Sängerinnen und Sänger aufgenommen, die mit kleinen Rollen in großen Opern und mit großen Rollen in der Kinderoper den Opernbetrieb kennen lernen. Neben den Bühnenauftritten werden sie in Körpersprache und mit Sprachtraining gefördert, so dass sie hinterher an anderen Bühnen oder eben in Köln größere Rollen übernehmen können. Das Engagement im Opernstudio Köln dauert mindestens ein Jahr und höchstens zwei Jahre.
Senkrechtstarter ist der koreanische Tenor SeungJick Kim, der in Mozarts „Entführung aus dem Serail“, die eigentlich für 2020 geplant war, im März 2022 den Belmonte singen wird. Er war in dieser Spielzeit schon in den „Schnittstellen“ zu sehen und wird auch bei Zimmermanns „Die Soldaten“ mitwirken. Diesmal gestaltete er die Arie des Don Ottavio „Il mio tesoro“ aus Mozats „Don Giovanni“, den Duca aus „Rigoletto“ und den Rudolfo aus „La Bohéme“. Er wurde, noch bevor er sich als Mitglied des Opernstudios dem Publikum vorstellen konnte, ins Ensemble übernommen und zeigte, dass er nicht nur eine schöne sehr gut geführte Tenorstimme hat sondern auch eine enorme Bühnenpräsenz.
Das Quartett „Gilda (Rebecca Murphy)/Maddalena (Lotte Verstaen)/Duca (SeungJik Kim)/Rigoletto (David Howes)“ aus Verdis „Rigoletto“ mit den perfekt harmonierenden Stimmen zeigte, dass auch das Spiel im Ensemble gut klappt. David Howes, Bassbariton aus Irland, im Sommer 2021 in Köln eingestiegen, ist bereits ein Vollprofi, der offensichtlich schon über Bühnenerfahrung verfügt. Seine Arie „La Calunia“ aus Rossinis „Barbiere di Siviglia“ war ein Kabinettstückchen eines erfahrenen Bassbuffos, und bei seinem Don Alfonso im Ensemble “Soave sia il vento“ aus „Cosi fan tutte“ – Mühlbachs Lieblingsoper – mit Anna-Malena Kutny (Firordiligi) und Lotte Verstaen (Dorabella), die auch das Duett „Ah guarda, Sorella“ mit Handy-Fotos ihrer Liebsten spielten, kam Opernglück auf.
Die Polin Anna Malesza Kutny als Mimi und SeungJik Kim als Rudolfo spielten als weiteres Highlight die Kennenlernszene aus „La Bohéme“ perfekt. Schade nur, dass zwischendurch geklatscht wurde.
Mit „Glitter and be gay“ aus Bernsteins „Candide“ zeigte Irin Rebecca Murphy ein dankbares Kabinettstück für eine Koloratursopranistin. Sie sang mit Lotte Verstaen als Zugabe die „Barcarole“ aus Hoffmanns Erzählungen.
Dustin Drosdziok, der schon in „Mazeltov Rachele“ fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter Corona-Bedingungen den Schächter gespielt hatte, konnte mit „Quando le sere al placido“ aus Verdis „Luisa Miller“ und vor allem mit dem Lied „Die Notbremse“ von Friedrich Hollaender zeigen, dass er ein Charaktertenor mit großem Ausdruck und komödiantischem Talent ist. Das Lied wurde übrigens anlässlich der Übergabe der für die Kinderoper gestaltete Straßenbahn der KVB ausgegraben.
Das Kabinettstück des Abends gestaltete die Koreanerin Juyeon Shin mit der Arie der Olympia: „Les Oiseaux dans la charnille“ aus Hoffmanns Erzählungen, die sie nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch – man dachte tatsächlich, da singt eine Puppe – perfekt präsentierte. Zu Beginn hatte sie mit der Arie der Königin der Nacht: „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus der Zauberflöte und mit „Ach ich liebte“ aus der „Entführung aus dem Serail“ das Eis gebrochen.
„Von den 19 Mitgliedern unseres Ensembles sind 12 aus dem Internationalen Opernstudio hervorgegangen“ – so Intendantin Dr. Birgit Meyer bei der Begrüßung der Kölner Opernfreunde, die zahlreich gekommen waren. Ihr Vorsitzender Norbert Pabelick bedankte sich bei den Mitgliedern für ihre Treue, die sie dem Verein trotz der Pandemie gehalten hatten.
Rainer Mühlbach, seit 2012/13 Leiter des Kölner Opernstudios und musikalischer Direktor der Kölner Kinderoper, begleitete am Klavier seine Schützlinge, die wegen des Corona-bedingten Spielverbots erst in der Spielzeit 2021/22 wieder auftreten können. Man spürte, wie aufmerksam er mit seinen Schützlingen umging und wie er ihre Stärken fördert indem er die passenden Stücke für sie auswählt und mit ihnen einstudiert.
Sie gestalten den kompletten „Ring des Nibelungen für Kinder“, der im Oktober/November im Staatenhaus 2 mehrmals gespielt wird, als Rheintöchter, Nornen und in anderen kleinen Partien. https://www.oper.koeln/de/derringdesnibelungen
Für das Opernstudio war die Pandemie-Zeit besonders hart, denn auch die jungen Sängerinnen und Sänger konnten weder in der Oper noch in privaten Engagements vor Publikum auftreten.
Der Verein der Kölner Opernfreunde unterstützt das Opernstudio jedes Jahr mit Stipendien in Höhe von insgesamt ca. 80.000 €, dafür werden sie vom Opernstudio mit Beiträgen zu ihrer Weihnachtsfeier und mit diesem Konzert belohnt.
Rezension von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
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https://opernmagazin.de/rising-stars-der-oper-koeln-begruessungskonzert-des-internationalen-opernstudios/