Glanzvolles Abschiedkonzert des Kölner Internationalen Opernstudios

Zwei Abschiede gab es am vergangenen Montag im Saal 3 des Staatenhauses, und die aus gänzlich unterschiedlichen Gründen. Zum einen der Abschied von der Opernsaison 17/18 und zum anderen der Abschied von einigen Mitgliedern unseres Internationalen Opernstudios. Glücklicherweise sind in Köln Verbleib und Finanzierung der jungen Sängerinnen und Sänger für zwei Jahre gewährt; an vielen anderen Häusern ist nach einem Jahr schon Schluss, was nach Ansicht von Rainer Mühlbach, Dirigent, Pianist und Leiter des Opernstudios, deutlich zu kurz ist. In seinen Abschiedsworten wies er auf die Freundschaften und die Kollegialität unter den jungen Künstlern hin: „Jeder hilft jedem und freut sich über die Erfolge der Kollegen genauso wie über seine eigenen.“ Das Gute am Abschied: Dino Lüthy aus der Schweiz und Young Woo Kim aus Südkorea bleiben dem Hause erhalten, indem sie ins feste Ensemble wechseln. Herrliche Tenöre, die bereits häufig auf der großen Bühne im Staatenhaus zu erleben waren; Lüthy schwärmte im Konzert prachtvoll von Mozarts „bezaubernd schönen Bild“ und Kim glänzte mit Puccinis „Nessun dorma“, womit Mühlbach in seiner charmanten und lockeren Moderation mit „kennen Sie vermutlich nicht …“ einen kleinen Heiterkeitserfolg verbuchen konnte. Nach dem ersten Jahr Opernstudio bleiben der Türke Yunus Schahinger mit exzessiver Bassstimme; es ist immer wieder verblüffend, wie tief so ein junger schlanker Kerl „orgeln“ kann, zu goutieren bei Mozarts „O Isis und Osiris“. Und der Koreaner Hoep Choi, der bei Verdi´s „O mi oCaro“ kräftigen wie balsamischen Wohllaut verströmen ließ.

Sara Jo Benoo (in rot), neben ihr Maria Isabel Segarra und Maria Kublasvili

Verlassen wird das Opernstudio von unseren Damen; schon sehr schade. Die Belgierin Sara Jo Benoot hat ihren weichen Mezzo in den beiden Jahren prächtig weiterentwickelt, den sie geheimnisvoll und sehr ausdrucksstark mit „Polinas Arie“ aus „Pique Dame“ präsentierte. Sie möchte ihrer Heimat treu bleiben und hat von dort aus zahlreiche Engagements angenommen. Die Spanierin Maria Isabel Segarra geht nach Wien, um aus der sicheren Position im Chor der Staatsoper ihre Karriere weiter zu verfolgen; im Abschiedsgeschenk als Liu in „Turandot“ leuchtete noch einmal ihre wunderbare Sopranstimme. Maria Kublashvili aus Georgien  zieht es nach Zürich, wo ihr Familie lebt und arbeitet; sie zeigte als Konstanze aus Mozarts „Entführung“ erneut ihre blendenden Koloraturen. Ihnen allen wünschen die Opernfreunde Köln eine erfolgreiche berufliche und private Zukunft, so der Vorsitzende Norbert Pabelick in seinem erfreulichen und locker präsentierten Jahresbericht. Dazu hatte er allen Grund, denn die Opernsaison war gespickt mit musikalischen Highlights; auch die finanzielle Lage des Vereins ist sehr günstig, wie der Schatzmeister Gregor Grimm berichten konnte.

Norbert Pabelick bei seiner Dankesansprache

Neben einer Großspende von einer halben Million Euro haben zahlreiche weitere Sponsoren für ein gutes finanzielles Polster gesorgt, welches ein weiteres Sänger-Stipendium möglich macht. Somit werden sechs Stellen von den Opernfreunden, eine von einer Stiftung aus Korea, betreut von Samuel Youn, und eine von der Zieseniß-Krambo-Stiftung finanziert; deren 104 (!) Jahre alter Namensgeber, Dr. Karl Zieseniß, langjähriger Betriebsdirektor der Kölner Bühnen seit dem Nachkriegs-Neubau, war selbst anwesend und freute sich am überschwänglichen Applaus. Die Intendantin Dr. Birgit Meyer umriss das kommende Programm und kündigte neben einigen Sonderveranstaltungen und Probenbesuchen eine Aufführung von der „Walküre für Kinder“ exklusiv für die Opernfreunde an, waren doch für das erfolgreiche „Rheingold“ der vergangenen Spielzeit wesentlich weniger Karten als Interessenten vorhanden; mit dieser Nachfrage hatte niemand gerechnet.

Dr. Birgit Mayer, neben ihr der stellvertretende Vorsitzende Markus Ulrich

Pabelick dankte den vielen Mitarbeitern des Hauses, welche die Wünsche der Opernfreunde engagiert unterstützt haben; sie können hier nicht alle genannt werden. Vielleicht aber doch Vera Hefele, Assistentin der Intendanz, die immer ein offenes Ohr zum Telefonieren und eine Tastatur zum Schreiben hatte; sie verlässt das Haus, um noch ein Studium aufzunehmen. Und natürlich die künstlerische Betriebsdirektorin Martina Franck und Rainer Mühlbach als Leiter des Opernstudios sowie den immer hilfsbereiten Marketing-Chef Gunnar Reichard. Der Schreiber dieser Zeilen wandte sich an die Mitglieder, doch mal öfters in die von ihm betreute Webseite des Vereins zu schauen, die etwas mehr Zugriffe vertragen könnte; er kündigte an, die Mitglieder in Zukunft des öfteren über einen knappen Newsletter zu informieren. Und berichtete von der angeleierten Kooperation mit den Opernfreunden Bonn mit gegenseitigen Einladungen und Ideen-Austausch. Das Protokoll mit allen Details der Mitgliederversammlung wird zeitnah verschickt und auch an dieser Stelle veröffentlicht.

Gute Stimmung im Hause: oben v.l.  Norbert Pabelick, Dr. Birgit Meyer, Rainer Mühlbach
Unten Mitte: Dr. Karl Zieseniß

Die anderthalb Stunden Opernkonzert vergingen wie im Fluge; 17 Arien und Lieder von 7 Sängern querbeet durch das ganze Opernrepertoire, das war schon ein einsamer Genuss auf höchstem Niveau; dazu das Schmugglerquintett aus „Carmen“ als krönender Abschluss. Und mit natürlich mit einer Zugabe: „Musica proibita“ von Enrico Gastaldon, ein Lieblingsstück von Caruso und hinreißend gesungen von Woo Kim; sehr anrührend, wie sich die Sängerschar langsam aus dem dunklen Hintergrund löste und ins Licht kam, um ihre Blumen in Empfang zu nehmen. Viele Küsschen und Umarmungen, der beim anschließenden Empfang in der Cafeteria mit Smalltalk, Freibier und Häppchen bis in die Nacht dauerte. Schon toll, dabei gewesen zu sein.

Unser Opernstudio: Zum letzten Mal in dieser Konstellation auf der Bühne

Text von Michael Cramer, Fotos von Paul Leclaire und Michael Cramer