Oper und Gesellschaft – Motto der Kölner Oper für die neue Spielzeit

Pressekonferenz und Spielplanvorschau 2019/20 im Staatenhaus (21.05.2019)

Die Kölner Oper und ihre Intendantin, Frau Dr. Birgit Meyer, hatten zur Pressekonferenz gebeten und der Andrang war groß, sodass sogar noch eilig ein paar Stühle herbeigeschafft werden mussten. Im stimmungsvoll hergerichteten Foyer des Staatenhauses konnte Frau Dr. Meyer stolz erfolgreiche Zahlen präsentieren. Am Ende werden es bei einem Plus von 27 Vorstellungen im Vergleich zur letzten Spielzeit auf jeden Fall 116 000 Besucherinnen und Besucher sein, die den Weg ins Staatenhaus gefunden haben und damit der Oper eine Auslastung von über 85% bescheren. In einem Video-Trailer konnten die Teilnehmer der Pressekonferenz noch einmal die Highlights der bisherigen Spielzeit im Zeitraffertempo erleben.

In ihren einleitenden Worten hielt Frau Dr. Birgit Meyer ein leidenschaftliches Plädoyer für die Bedeutung von Kunst und Kultur in der heutigen Zivilgesellschaft. Das Vorurteil, dass insbesondere die Oper nur einer kleinen, elitären Elite zugute komme, sei nicht nur unberechtigt, sondern berücksichtige überhaupt nicht die Strahlkraft des Gesamtkunstwerks Oper in die Kommune einer Stadt wie z.B. Köln. Opernneubauten in aller Welt zeigten, dass vielerorts verstanden worden sei, welche Bedeutung der Kunst und Musik zukomme. Die Oper habe friedensstiftende Wirkung und ermögliche in einer digitalisierten Welt sinnliche Erfahrungen jenseits des Alltags sowie Empathie mit Schwachen und Liebenden. „Nichts verbindet Menschen verschiedener Kulturen mehr als Kunst und Kultur“ (Dr. Meyer).

Deshalb müsse die Schwelle für einen Opernbesuch niedrig gehalten, müssten Jugendliche und Kinder frühzeitig an die Oper herangeführt werden. Kinderoper sowie theaterpädagogische Projekte, die in Köln ganz groß geschrieben werden, schaffen Bildung und Herzensbildung und ermöglichen Empathie. Beispielhaft für dieses Anliegen sei das Projekt „OPER FÜR JUNG UND ALT“, das Menschen mit Demenz und junge Menschen bei Aufführungen der Kinderoper zusammenführt. Am 07.Juni 2019 wird es in der Kölner Oper ein Symposium zum Thema „OPER UND DEMENZ“ mit renommierten ReferentInnen aus den Bereichen Medizin und Musiktherapie geben.
Elf Neuproduktionen werden in der Spielzeit 2019/20 zu erleben sein. Mit der „Tristan“-Premiere im September setze er, so Köln Generalmusikdirektor Francois-Xavier Roth, die Auseinandersetzung mit Wagner fort. Patrick Kinmonth führt Regie, den Tristan singt Kammersänger Peter Seiffert, einer der gefragtesten Interpreten dieser anspruchsvollen Partie.
Auch Roths Beschäftigung mit Berlioz findet eine Fortsetzung: Im Juni 2020 kommt es zur Kölner Erstaufführung von Berlioz‘ Opéra-comique „Béatrice et Bénédict“ mit Isabelle Druet und Bernhard Richter in den Titelpartien. Eine weitere Erstaufführung findet im April 2020 statt: Die Semi-Opera „Miranda“ nach Shakespeares „Tempest“ und Henry Purcell ist eine Koproduktion mit der Opéra Comique in Paris. Die in Köln bestens bekannte Katie Mitchell führt Regie, Adriana Bastidas-Gamboa, Alastair Miles und Emily Hinrichs singen die Hauptpartien. Auch die bei den letztjährigen Festspielen in Glyndebourne hochgefeierte Oper „Hamlet“ von Brett Dean wird in Köln als deutsche Erstaufführung im November 2019 mit David Butt Philip und Gloria Rehm in den Hauptrollen zu sehen sein. Anlässlich des 200. Geburtstags von Jaques Offenbach kommt dessen Opéra-comique „Barkouf ou un chien au pouvoir“ zur Aufführung. Stefan Soltesz dirigiert, Matthias Klink, Sänger des Jahres 2018, singt die Titelpartie. Große Oper bieten die Neuproduktionen von George Bizets „Carmen“ im November 2019 und Verdis „Il Trovatore“ im März 2020. Lydia Steier kehrt nach ihrer umjubelten „Turandot“-Inszenierung nun als Regisseurin der „Carmen“ nach Köln zurück. Martin Mühle, Dmytro Popov und Young Woo Kim alternieren als Don José. Welch ein Stelldichein brillanter Tenöre! Der „Troubadour“ ist eine Übernahme einer Produktion des La Monnaie Brüssel und bietet mit Arnold Rutkowski als Manrico, Aurelia Florian als Leonore und Scott Hendricks als Graf Luna eine Luxusbesetzung.
Mozarts „Entführung aus dem Serail“ im Mai 2020 präsentiert vor allem die jungen Sängerinnen und Sänger des „Internationalen Opernstudios der Oper Köln“. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Rainer Mühlbach, dem Leiter des Opernstudios. Konzertant kommen Rossinis „Il viaggo a Reims“ (Mai 2020) u.a. mit Lucio Gallo und Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ (Silvester 2019) zur Aufführung. Schließlich stellt die Uraufführung „GET-TOGETHER“ (November 2019) ein Tanzprojekt der freien Szene in Kooperation mit der Oper Köln und dem Kulturamt der Stadt Köln dar.
Wiederaufnahmen sind die Produktionen „Comedian Harmonists“, Puccini:„La Bohéme“, Puccini: „Turandot“, Ullmann: „Der Kaiser von Atlantis“, Johann Strauß: „Die Fledermaus“ und als besonderes Highlight Bernd Alois Zimmermann: „Die Soldaten“ unter der musikalischen Leitung von Francois-Xavier Roth. Anna Smirnova und Catherine Foster alternieren als Turandot, Stefano La Colla singt wie bei den jetzigen Münchner Festspielen den Kalaf, Aurelia Florian verkörpert die Liu. Das sind wahrlich Opernfestspiele in Köln!!!
Andreas Schager und Elena Pankratova sind im Juni 2020 die Gaststars beim von den „Freunden der Kölner Oper“ veranstalteten „Fest der schönen Stimmen“. Wagner-Fans sollten sich hier rechtzeitig um Karten bemühen. Ballettpremieren der Sao Paulo Dance Company, des Ballets BC und des Bayrischen Junior Balletts München lassen auch die Ballettfreunde nicht zu kurz kommen. Bei den Sonderveranstaltungen gibt es mit „das Ensemble präsentiert sich“ ein neues interessantes Format. An neun Abenden präsentieren Ensemblemitglieder ein persönlich zusammengestelltes Programm.
In der Kinderoper wird Richard Wagners „Ring der Nibelungen für Kinder“ mit „Siegfried“ fortgesetzt. Stefan Johannes Hankes moderne Kinderoper „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ und die Wiederaufnahmen von Mozarts „Zauberflöte“ und Strawinskys „Die Nachtigall“ in der Instrumentalfassung der Kompositionsklasse Manfred Trojahn bieten für die jungen Opernbesucher reizvolle Anlässe, in die Zauberwelt der Oper einzutreten.
Unlängst war in der Kölner Lokalpresse in einem Kommentar zu lesen, dass sich die Kölner Oper mit ihren erfolgreichen Inszenierungen und ihrem hohen künstlerischen Niveau auf einem sehr guten Weg befinde. Nach der Pressekonferenz und der Spielplanvorschau 2019/20 kann man dies nur bestätigen.

Norbert Pabelick