Plädoyer für die Kölner Oper

Dr. Bornkessel zum Statement von Rebekka Müller (Vorsitzende der Partei „Volt“)
im Kölner Stadt-Anzeiger (19.10.2020)


Am 19. Oktober 2020 führte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Jennifer Glashagen, Rebekka Müller und Pia Waldhof von der Kölner Ortsgruppe der Partei „Volt“ ein Gespräch über die Kölner Lokalpolitik und Einsparungen im Haushalt der Stadt. In diesem Zusammenhang beurteilte die Vorsitzende Rebekka Müller die Oper „als teures Prestige-Projekt (…), dessen Kosten künftig überdacht werden sollten.“ (KStA)

Unser Mitglied Dr. Axel Bornkessel verfasste daraufhin einen Leserbrief an den „Kölner Stadt-Anzeiger“, den dieser am 27.10.20 unter der Überschrift „Nicht an der falschen Stelle sparen“ veröffentlichte. Hier der Wortlaut:

Nach Einsparmöglichkeiten im Haushalt der Stadt Köln befragt, nennt die Vorsitzende der Kölner Ortsgruppe Volt, Frau Rebekka Müller, die Oper. Ihre Begründung: Nur eine „sehr konzentrierte Klientel“ besuche die Oper, der Rest habe keinen Nutzen davon. Hier wird das abgenutzte Vorurteil bemüht, die Oper richte sich nur an ein elitäres Publikum, sie sei nicht mehr zeitgemäß und müsse folglich abgeschafft werden. Von welchem Rest der Kölner spricht Frau Müller, der keinen Nutzen vom Musiktheater hat?

Offenbar ist ihr nicht bekannt, dass gerade die Oper Köln mit einer eigenen Kinderoper eine bundesweit beachtete Tradition begründet hat und Unicef-Pate ist. Offenbar weiß sie nicht, dass zahlreiche Kölner sich hier während der Karnevals-Saison über Vorstellungen von „Cäcilia Wolkenburg“ freuen. Und sie ist vielleicht auch nicht darüber informiert, dass manche Opernvorstellungen regelmäßig – auch zu Corona-Zeiten – von Schulklassen oder von Menschen mit Demenz und deren BegleiternInnen besucht werden. Und schließlich sind Eintrittskarten auch zu bis zu 50 Prozent reduzierten Preisen erhältlich.

Die Argumente der Volt-Anhänger werden ernst genommen, sonst hätten nicht so viele Menschen in dieser Stadt sie gewählt. Frau Müller sollte die kulturell unverzichtbare und auf Teilhabe der Kölner ausgerichtete Arbeit der Oper Köln aber auch ernst nehmen und sie nicht zugunsten anderer Projekte zur Disposition stellen.

Aufgrund dieser Stellungnahme konkretisierte Frau Müller in ihrer Antwort (veröffentlicht im KStA vom 4.11.20) ihre Haltung nun dahingehend, dass Köln natürlich eine Oper brauche. Sie fragte: „…aber müssen wir für die Sanierung 840 Millionen Euro ausgeben?“ Die Vorsitzende der Ortsgruppe-Volt kritisierte, dass die Sanierungskosten des Opernhauses ursprünglich bei 250 Millionen Euro lagen und die Wiedereröffnung für 2015 vorgesehen war. Ihrer nun im Leserbrief veröffentlichten Meinung nach stellt die Oper „nur eine von vielen qualitativ hochwertigen Kultureinrichtungen dar, die Köln bereichern und das positive und offene Lebensgefühl unserer Stadt prägen.“

Frau Müller zählte dann diverse andere Kulturangebote in Köln auf, lobte deren hohen Stellenwert gerade während der Pandemie und schloss: „Ich finde, dass Kulturförderung absolut notwendig ist, dabei kommt es allerdings auch auf die Verteilung an und wem am Ende die Förderung zugute kommt.“

Nach Lektüre dieses Leserbriefs ist es beruhigend zu erfahren, dass in der Kulturpolitik der jungen Partei Volt die Oper unter den etablierten Institutionen ihren angemessenen Stellenwert hat. Dem ist an dieser Stelle hinzuzufügen, dass die Freunde der Kölner Oper die kommunale Unterhaltung dieser Einrichtung mit hohem Mitteleinsatz noch intensivieren und dass diese Gelder hauptsächlich der Förderung des Opernnachwuchses zugute kommen.