Die „Freunde der Kölner Oper“ hatten zu Ihrem traditionellen Weihnachtskonzert eingeladen und die Mitglieder folgten dieser Einladung offensichtlich mit großer Vorfreude. War doch der Saal 3 des Staatenhauses bis auf den letzten Platz besetzt. Die sieben jungen Sängerinnen und Sänger des Internationalen Opernstudios, zu denen sich in vorgerückter Stunde noch ein Überraschungsgast gesellen sollte, boten ein abwechslungsreiches, anspruchsvolles und – dem Anlass gemäß – festliches Programm. Einfühlsam begleitet wurden sie dabei am Klavier durch den Leiter des Internationalen Opernstudios Rainer Mühlbach, der auch die Moderation an diesem Abend fachkundig und amüsant übernahm, und Sarang Choi, die als Korrepepitorin in der Kinderoper mit dem Opernstudio häufig zusammenarbeitet. International ist dieses Opernstudio fürwahr, vereint es doch Sängerinnen und Sänger aus Deutschland, Holland, Mexiko, Korea, Irland und Russland und ist damit ein Musterbeispiel für die verbindende Kraft, die dem gemeinsamen Musizieren innewohnt. Die „Freunde der Kölner Oper“ fördern die Studiomitglieder und leisten damit gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zur Kinderoper, da das Opernstudio im Wesentlichen das Ensemble der Kinderoper stellt.
Eröffnet wurde das Konzert mit Arien und Ensembleszenen aus Opern von Wolfgang Amadeus Mozart. Dem temperamentvollen Beginn mit der Arie „Smanie implacabili“ aus Cosi fan tutte, die von der jungen Mezzosopranistin Ruth Häde mit der nötigen Attacke vorgetragen wurde, folgte die Arie des Don Ottavio „Il mio tesoro“ . Der mexikanische Tenor Armondo Elizondo sang diese schwierige Arie mit wunderbarer Phrasierung und Stilsicherheit.
Luzia Tietze wird man schon jetzt eine große Karriere voraussagen können. Die zweite Mezzospranistin im Opernstudio bestach bei ihrer Arie „Deh per questo istante solo“ aus Mozarts Oper „Titus“ mit ihrer warm flutenden, tief timbrierten, dabei sehr höhensicheren Stimme ungemein. Das herrliche Terzett aus „Cosi fan tutte“ „Soave sia il vento“ präsentierten dann die holländische Sopranistin Tinka Pijpker und der irische Bassbariton David Howes im Verein mit Ruth Häde mit wunderschöner Pianokultur. Sir Rudolf Bing, legendärer Intendant der Metropolitan Opera New York schreibt in seinen Memoiren, dass er auf die berühmte einsame Insel im Zweifelsfall diese musikalische Kostbarkeit, nämlich Mozarts Terzett aus der Cosi, mitnähme! Man kann es verstehen. Das abschließende Quintett aus der „Zauberflöte“ „Hm hm…./Der Arme kann…“ setzte die willkommene humoristische Note, bevor fünf Arien von Komponisten des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, nämlich von Händel, Massenet, Charpentier, Offenbach und Donizetti, bewiesen, welch große Musikalität, welch großes Können die Mitglieder des Kölner Opernstudios bereits besitzen.
Die koreanische Koloratursopranistin Juyeon Shin brannte mit der Arie der Olympia „Les oiseaux“ aus „Les Contes d‘ Hoffmann“ ein Feuerwerk von Spitzentönen ab und bezauberte durch ihr komödiantisches Spiel. Ganz wunderbar sang die russische Sopranistin Maria Koroleva die wenig bekannte Arie „Depuis le jour“ aus der Oper „Louise“ von Gustave Charpentier. Und auch Tinka Pijpker mit der Arie der Alcina „Mi restano le lagrime“ und Luzia Tietze mit der Arieder Charlotte „Va! Laisse couleur mes larmes“ aus Massenets Oper „Werther“ wurden vom festlich gestimmten Publikum in der Oper Köln gebührend gefeiert. Ja, und Armando Elizondo besitzt jene Träne in der Stimme, die ein Tenor benötigt, um die Lieblingsarie vieler großer Tenöre der Vergangenheit und Gegenwart, nämlich Donizettis Ohrwurm „Una furtiva lagrima“ aus dem „Liebestrank“, mit dem nötigen Sentiment erklingen zu lassen.
Und dann war sie da, die große Überraschung des Abends. Young Woo Kim, ehemaliges Mitglied des Opernstudios, nun Ensemblemitglied der Kölner Oper und als Offenbachpreisträger von den „Freunden der Kölner Oper“ beim letzten Weihnachtskonzert vor einem Jahr ausgezeichnet, setzte einen fulminanten Schlusspunkt unter den Arienblock mit Lehars Dauerbrenner „Dein ist mein ganzes Herz“. Dabei gab es noch einen besonderen Coup dergestalt, dass Woo Kim und Rainer Mühlbach am Klavier nahtlos die letzten Töne aus „Nessun dorma“ anstimmten. „Vincerò“: den riesigen Beifall konnte man nur so interpretieren, dass mit diesem Überraschungscoup den beiden Herren ein vollständiger Sieg gelungen war.
Mit dem Terzett „Hab’s mir gelobt“ aus dem „Rosenkavalier“ und dem von David Howes eindringlich, berührend und balsamisch vorgetragenen Monolog „Wie schön ist doch die Musik“ des Sir Morosus aus Richard Strauss‘ Oper „Die schweigsame Frau“ endete der Opernteil dieses vorweihnachtlichen Abends. Ausschnitte aus Leonards Bernsteins „West Side Story“ leiteten zusammen mit der Barcarolle aus „Les Contes d’Hoffmann“, die von allen Sängerinnen und Sängern angestimmt wurde, zum eigentlichen weihnachtlichen Teil dieses Abends über. Da durften natürlich Irving Berlins „White Christmas“, der Abendsegen aus „Hänsel und Gretel“ und zum Schluss ein vielstimmiger Chorsatz des Adventsliedes „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ nicht fehlen.
Blumensträuße für die Damen und Sekt für die Herren waren der mehr als verdiente Lohn für dieses berührende, einfach wunderbare Opernkonzert des „Internationalen Opernstudios der Oper Köln“. Mehr noch aber freuten sich die jungen Sängerinnen und Sänger über die Standing Ovations des begeisterten Publikums. In seinem Dankeswort an das Opernstudio meinte der Vorsitzende des „Vereins der Freunde der Kölner Oper“ denn auch zu Recht: „Auf unsere Studiomitglieder dürfen wir stolz sein!“
Norbert Pabelick