Weihnachtsstimmung in der Oper Köln

Weihnachtskonzert des „Internationalen Opernstudios der Oper Köln“

10.12.2019

Die „Freunde der Kölner Oper“ hatten zu ihrem alljährlichen Weihnachtskonzert eingeladen, und auch dieses Mal füllten die Mitglieder in der sogenannten Schädelstatt vor dem Saal I des Staatenhauses die Stuhlreihen bis auf den letzten Platz. In der weihnachtlich und festlich geschmückten Spielstätte erklang ein Reigen besonderer Preziosen aus Oper, Operette und Oratorium. Rainer Mühlbach, der Leiter des „Internationalen Opernstudios der Oper Köln“, begleitete die jungen Sängerinnen und Sänger nicht nur einfühlsam und virtuos am Klavier, sondern moderierte dieses vorweihnachtliche Konzert mit großer Sachkenntnis, während Eike Ecker, die Oberspielleiterin der Oper Köln, in ihren Moderationsbeiträgen nicht nur das Ensemble der jungen Künstlerinnen und Künstler vorstellte, sondern auch mit vielen humorvollen Anmerkungen dem Abend eine heitere Leichtigkeit verlieh.

Einen weihnachtlichen Akzent setzte bereits der erste musikalische Beitrag. Die Koloratursopranistin Alina Wunderlin sang mit glockenklarer Stimme „Rejoice“ aus Georg Friedrich Händels „Messias“. Von der angekündigten stimmlichen Indisposition war nichts zu hören, ein Indiz dafür, wie technisch makellos und sauber Alina Wunderlin ihre herrliche Stimme bereits jetzt einzusetzen weiß. Eher weltlich besangen dann der russische Tenor Anton Kuzenok als Nadir und der kroatische Bariton Stefan Hadzic als Zurga ihre Liebe zu der Priesterin Leila, ihrer früheren gemeinsamen Geliebten, in einem der schönsten Duette der Opernliteratur: „Au fond du temple saint“ aus Georges Bizets Oper „Die Perlenfischer“. Jussi Björling und Robert Merrill haben mit ihrer Interpretation dieses Duetts hohe Maßstäbe gesetzt, Anton Kuzenok und Stefan Hadzic reichten (fast) an ihre großen Vorbilder heran.

Die Isländerin Arnheidur Eiríksdóttir ließ sodann die Arie der Dalila „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ aus Camille Saint-Saens Oper „Samson und Dalila“ erklingen. Mit ihrem warmtimbrierten, glutvollen Mezzosopran und ihrer leidenschaftlichen Interpretation dieser berühmten Arie machte sie verständlich, warum Samson den Verführungskünsten Dalilas erliegt. Mit dem erst 25jährigen Koreaner Sung Jun Cho stellte sich bei diesem Konzert ein stimmgewaltiger, nobel phrasierender und hochmusikalischer Bass vor. In der Arie des Ralph „Quand la flamme de l’amour“ aus Bizets selten gespielter Oper „Jolie fille de Perth“ und in dem Couplet des Escamillo aus „Carmen“ zusammen mit Stefan Hadzic wurde deutlich, welch großes Potential in dieser wunderbaren Bass-Stimme steckt.

Die Koreanerin Ye Eun Choi ist die zweite Koloratursopranistin im „Internationalen Opernstudio der Oper Köln“ und brillierte in der Arie der Marie „Chacun le sait“ aus Donizettis Oper „Die Regimentstochter“ mit gestochenen Koloraturen und einem leuchtenden, funkelnden Sopran. Ein Glanzlicht an diesem Abend setzte auch Kathrin Zukowski mit dem „Vilja-Lied“ aus Lehars „Die lustige Witwe“. Ihr blühender, weichtimbrierter, in der Höhe leuchtkräftiger Sopran riss die Besucherinnen und Besucher zu emphatischem Beifall hin. Die Kölner Opernliebhaber können sich jetzt schon auf die Premiere der „Zauberflöte“ in der Regie von Michael Hampe zu Beginn der Spielzeit 2020/21 freuen, in der Katrin Zukowski die Pamina singen wird.

Der noble und stimmschöne österreichische Bass Florian Köfler mit der Arie des Banquo „Studia il passo“ aus Verdis Oper „Macbeth“, noch einmal Anton Kuzenok mit Augistín Laras Reißer „Granada“ sowie eine fulminante Interpretation des Finale-Terzetts aus Mozarts „Don Giovanni“ mit Stefan Hadzic, Florian Köfler und Sung Jun Cho als furchterregendem Commendatore schlossen den „weltlichen“ Teil des Abends ab. Auszüge aus Bachs „Weihnachtsoratorium“, der beseelt und zu Herzen gehende Abendsegen aus Humperdinks Oper „Hänsel und Gretel“ (Zukowski, Eiriksdottir) sowie ein Septett mit dem Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ bildeten den stimmungsvollen weihnachtlichen Ausklang eines begeistert beklatschten Abends, der einmal mehr zeigt, welch hohes musikalisches Niveau das „Internationale Opernstudio der Oper Köln“ unter seinem großartigen Leiter und Mentor Rainer Mühlbach besitzt.

In ihrem Grußwort an die „Freunde der Kölner Oper“ verlieh denn auch Kölns Opernintendantin Dr. Birgit Meyer ihrer großen Freude Ausdruck, dass die Kinderoper Köln, deren Ensemble durch das „Internationale Opernstudio“ gebildet wird, bei den 1. „Oper Awards“ im Konzerthaus Berlin mit dem ersten Preis für ihr Education-Programm ausgezeichnet wurde. Sie sprach den „Freunden der Kölner Oper“ für ihre Förderung der jungen Sängerinnen und Sänger ihren Dank aus, ohne die auch der Erfolg der Kinderoper nicht möglich wäre.

Die Besucherinnen und Besucher dankten allen Beteiligten mit lang anhaltendem Applaus für das wunderschöne, vorweihnachtliche Konzert und für das vorgezogene Weihnachtsgeschenk, das die jungen Sängerinnen und Sänger ihren Förderern bereitet hatten.

Norbert Pabelick, 11. Dezember 2019