Die doppelte Olympia

Sommerkonzert des Opernstudios Köln

01.07.2019 Staatenhaus Oper Köln

Beim Sommerkonzert der „Freunde der Kölner Oper“ mit dem „Internationalen Opernstudio“ kam angesichts des Endes der erfolgreichen Spielzeit 2018/19 Wehmutsstimmung auf. Denn das so erfolgreiche „Internationale Opernstudio der Oper Köln“ muss in Zukunft auf einige Erfolgsgaranten verzichten. Der türkische Bass Yunus Schahinger und der koreanische Bari-ton Hoeup Choi verlassen nach zwei ereignisreichen Jahren das Opernstudio mit unbekanntem Ziel, der lyrische Tenor William Goforth, der noch kürzlich als Tamino in der „Zauberflöte für Kinder“ begeistert hatte, ist bereits in seine Heimat, die USA, zurückgekehrt und die junge koreanische Sopranistin Veronika Lee hat ein Engagement an der Bielefelder Oper angenommen.
Nach ihrer Mitgliederversammlung konnten die Opernfreunde sich aber noch einmal davon überzeugen, welch großartiges musikalisches Niveau die jungen Künstlerinnen und Künstler unter der Leitung von Rainer Mühlbach inzwischen erreicht haben.

Den Reigen eröffnete Hoeup Choi mit dem Prolog des Tonio aus Ruggiero Leoncavallos Reißer „Pagliacci“. Besonders in den hohen Lagen trumpfte der junge Koreaner machtvoll auf, sodass man Rainer Mühlbachs Zukunftsprognose bei seiner launigen Moderation des Abends gerne glauben mochte: hier entwickelt sich eine dunkel timbrierte Tenorstimme, von der wir noch viel erwarten dürfen.

Als ein ausgesprochener Publikumsliebling entpuppt sich an der Kölner Oper inzwischen die blutjunge Koloratursopranistin Alina Wunderlin, die unlängst an der Kölner Oper in der Jubiläums-Offenbachiade von Christian von Götz „Je suis Jaques“ ihr großes musikalisches und schauspielerisches Talent unter Beweis gestellt hat. Mit der Arie der Edilia „Der Himmel wird strafen dein falsch Gemüt“ aus Georg Friedrich Händels Oper „Almira“ brillierte sie nun beim Sommerkonzert und schickte ein Feuerwerk funkelnder Koloraturen in den Saal I des Staatenhauses, der mit dem Bühnenbild der „Tosca-Inszenierung“ den stimmungsvollen Rahmen für die Veranstaltung der „Freunde der Kölner Oper“ bot.

Ein Block mit Liedern und Duetten von Schubert, Isang Yun, Anton von Webern, Lili Bou-langer, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Richard Strauss bewies eindrucksvoll, welche Ausdruckskraft und Gestaltungsfähigkeit die jungen Sängerinnen und Sängern unter der Anleitung ihres großen Mentors Rainer Mühlbach, der seine Zöglinge einfühlsam am Klavier begleitete, inzwischen erworben haben. Das Lob gilt der wunderbaren Sopranistin Kathrin Zukowski, der isländischen Mezzosopranistin Arnheidur Eiríksdóttir, Veronika Lee, Yunus Schahinger und Alina Wunderlin in gleichem Maße.

Es ist Rainer Mühlbach zu verdanken, dass nicht nur das Opernrepertoire, sondern gerade auch das Kunstlied in der Ausbildung der Stipendiatinnen und Stipendiaten im „Internationalen Opernstudio der Oper Köln“ immer wieder eine große Rolle spielt.
Als dann die „Habanera“ und das „Karten-Terzett“ aus Bizets Oper „Carmen“ mit einer glutvoll singenden, die Partie der Carmen ideal interpretierenden Arnheidur Eiríksdóttir verklungen waren, wollte der Beifall der begeisterten Besucherinnen und Besucher im Kölner Staa-tenhaus nicht enden. Und er brandete erst recht auf, als Alina Wunderlin und Veronika Lee in der Zugabe eine Premiere der besonderen Art aus der Taufe hoben.

Die berühmte Arie der Olympia aus Jaques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ verwandelte sich im Arrangement dieses Bravourstücks der Opernliteratur durch Rainer Mühlbach zu einem Zickenkrieg zweier Koloratursopranistinnen, die sich im Wetteifer um die höchsten Spitzentöne geradezu in Rage singen und um den Beifall des Publikums buhlen.

Einfach köstlich! Der riesige Beifall für beide Interpretinnen und Rainer Mühlbach, der sich seine herrliche Komposition „Grand Duo Olympique“ patentieren lassen sollte, war mehr als verdient. Das Lob gilt aber allen Beteiligten für ein Konzert, das kurzweiliger und stimmungsvoller nicht hätte sein können.

Norbert Pabelick (12.07.2019)