Erfolgreiches Konzert des Opernstudios bei den Honrather Konzerten

Oper und Sonstiges in Honrath – zum Schwärmen

Von Michael Cramer

Auf der Landstraße von Overath nach Siegburg erblickt man rechts oben eine kleine weiße Kirche; sie steht im Ortsteil Honrath und ist seit 37 Jahren die Heimat des „Förderkreises für Musik in der Kirche Honrath“. Zugegeben ein arg sperriger Titel, es verbirgt sich dahinter aber eine Reihe mit sechs Konzerten jährlich, immer Sonntags um 17:00 Uhr sowie am 2. Weihnachtstag. Wer nachschauen möchte: www.musik-honrath.de Die Kirche ist 1209 erstmalig erwähnt; nach etlichen Umbauten wurde 1875 ein größeres Gotteshaus eingeweiht. Aus der Anfangszeit erhalten ist der romanische Taufstein und die Grabplatte von Pfarrer Peter Lemmer, der den Protestantismus in Honrath eingeführt hatte.

Die Kirche ist berühmt für Ihre hervorragende Akustik; der WDR hat hier viele Konzerte mitgeschnitten, und das berühmte Auryn-Quartett sämtliche Streichquartette von Haydn aufgenommen https://www.musik-honrath.de/event/auryn-quartett/. Die Musiker spielen seit 40 Jahren zusammen, sie sind derzeit auf ihrer weltweiten Abschiedstournee und kommen zum dritten Male nach Honrath am 7. April, 2019. Wer hin möchte, unbedingt Karten bestellen, es wird voll werden !

Der ehrenamtliche Vorstand des Förderkreises schafft es regelmäßig, auch weitere namhafte Musiker nach Honrath zu locken und die Konzerte zu sehr günstigen Preise anzubieten, da die Kirche durch die Pfarrerin unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird. Auch die geforderten Honorare der Künstler sind sehr moderat, denn die Reihe hat in der Branche einen guten Ruf. Viele Musiker möchten unbedingt hier spielen und stellen keine Forderungen, sondern sind zufrieden mit dem, was gezahlt werden kann.

Die kurze Entfernung zu Köln und die Opernbegeisterung einiger Vorstandsmitglieder führte zur Einladung des Kölner Internationalen Opernstudios www.opernstudio-koeln.de. Hier werden acht fertig ausgebildete junge Sänger aus vielen Ländern auf ihren zukünftigen Beruf vorbereitet; sie singen in der Kinderoper, erhalten dafür ein ordentliches Stipendium. Und sorgen somit auch für die musikalische Bildung unserer Jugend. Auch auf der großen Bühne werden sie eingesetzt; zahlreiche Gesangsstars wie Samuel Young, Helen Donath oder Anne Schwanewilms sind aus dem Studio hervorgegangen. Geleitet wird es vom rührigen Dirigenten und Pianisten Rainer Mühlbach, der auch Aufgaben im großen Hause übernimmt und soeben als Pianist in Kreissler´s „Adam Schaf hat Angst“ in der „Außenspielstätte“ auch schauspielerisch geglänzt hat.

Schwerpunkte des Konzertes waren Opernarien und Ensembles, da durfte Mozart nicht fehlen. Der Russe Anton Kuzenok zeigte als Tamino schon seine große Klasse, Veronika Lee brillierte als „Königin der Nacht“ mit reifen und sauberen Koloraturen. Yunus Schahinger aus der Türkei verblüffte mit seinem profunden und wunderbar ausgeglichenen Bass als Sarastro. Entzückend dann die beiden treulosen Schwestern Fiordiligi und Dorabella aus „Così fan tutte” mit Kathrin Zukowski und der Isländerin Arnheiður Eiríksdóttir.

Nach der Pause konnten sich einige Sänger mit Musik aus ihrer Heimat vorstellen: ein russisches Lied von Rachmaninow, ein koreanisches Sück und ein Lied aus Island: berückender Kontrast zu den Opernarien. Damit ging es weiter mit Insik Choi, der für seinen erkrankten Landsmann Hoep Choi eingesprungen war und der bereits fest im Kölner Ensemble singt. Seine Arie des Rigoletto hatte er eigens einstudiert, ebenso seine Rolle im Quartett „Bella figlia“. Klar, Verdi hat enorm was ! Es war begeisternd, seine ungemein markante und balsamisch wohlklingende Stimme einmal aus nächster Nähe zu hören.

Dann vermutlich als Novum auf einer Musikbühne: Nicht Kästner´s „Doppeltes Lottchen“, sondern als Beitrag zum Kölner Offenbachjahr die „doppelte Olympia“, die Puppe aus Hoffmanns Erzählungen in der berühmten Arie „Les oiseaux“. Alina Wunderlin und Veronika Lee fochten hier einen regelrechten Koloraturenkampf auf, man überbot sich gegenseitig mit immer höheren und spitzen Tönen, abwechselnd oder gleichzeitig, mit vermeintlich bösen Blicken, Grimassen und Anstupsen, und ausgelassenem Spaß an der Freude. Rainer Mühlbach, der den Zickenkrieg ersonnen hatte, konnte sein Dauergrinsen kaum verbergen.

Zum Abschluss ein Ohrwurm von Lennie Bernstein aus seiner West Side Story: „To Night“. Mühlbach hatte selbst noch mit Bernstein gearbeitet, er stellte ein kleines Motiv vor, welches Bernstein bei Wagner voller Verehrung abgekupfert hatte, als ein Teil dessen Musik. Als Dank für den überreichlichen, stehenden Applaus gab es den „Klassiker der Klassiker“, das Trinklied aus Verdi´s Traviata. Alle sangen mit, und weil es so schön war, gleich noch einmal. Danach ging es traditionell ins nahe gelegene Peter-Lemmer-Haus zu einem postmusikalischen Beisammensein, mit den Künstlern und Konzertbesuchern, mit Wein und etwas zwischen die Kiemen, und angeregten Gesprächen über Gott und die Welt – und natürlich über das Konzert.

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